Erstellt: 14.05.2023, 07:00 Uhr
Von: Volker Heyn
Der Weltraum – unendliche Weiten. Zwar konnten die Kinder der Grundschule Breitenhagen nicht im Raumschiff Enterprise in ferne Galaxien vordringen, sondern auf Turnmatten liegend in der Sporthalle auf dem Breitenhagen den Weltraum bestaunen. Astrophysiker Tilo Hohenschläger aus Thüringen projizierte den Jungen und Mädchen den kompletten Sternenhimmel ins aufblasbare Planetarium.
Altena – Schulleiter Jörg Schlüter hatte Hohenschläger über das Team von „Fulldomedia“ engagiert, ein Unternehmen in Nordhessen, dass so genannte Domes samt Projektionstechnik vermietet oder verkauft. Die Crew vom Schulplanetarium gehört zu Fulldomedia und bietet transportable Planetarien für Schulen an.
Die Kinder liegen auf Turnmatten und bestaunen die Projektion im Domzelt über ihnen. Auch die jungen Lehrerinnen durften liegen, für Ältere gab es richtige Sitzgelegenheiten. © Heyn
In der Turnhalle auf dem Breitenhagen hatte Hohenschläger im blauen Nasa-Overall ein 4,75 Meter hohes Kuppelzelt aufgebaut. Der Dom bietet mit 7,50 Meter Durchmesser viel Platz im Innern, dort lagen Matten für die Kinder bereit. Das Zelt wird durch Luft aufrecht gehalten, so dass die Kinder in einer Schlange zügig ins Zelt geführt worden.
Hohenschläger gab am Freitag insgesamt fünf Vorstellungen. Schulleiter Schlüter berichtete, dass der erste Jahrgang mit 60 Kindern ausnehmend groß ausgefallen ist, so dass die erste Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt wurde. Die anderen drei Jahrgänge mit jeweils rund 40 bis 45 Kindern passten komplett in den Dom. Finanziert wurden die Vorstellungen durch Mittel der Landesregierung als Ausgleich für verpasste Gemeinschaftserlebnisse während der Corona-Zeit.
Astrophysiker Tilo Hohenschläger, stilecht im Nasa-Anzug, kommentierte die Projektionen. © Heyn
Hohenschläger zeigte den staunenden Kinder den Sternenhimmel mit allen Sternzeichen, natürlich einen Blick auf die Erde, den Mond und die Sonne, aber auch aufdie benachbarten Planeten. Die Kinder hatten im Unterricht vorher gut aufgepasst und kannten sich aus mit Venus und Mars, dem großen Wagen, dem Polarstern und der Milchstraße. Als Hohenschläger erklärte, dass der Gasplanet Jupiter elf Mal größer ist als die Erde, rief ein Zweitklässler voller Ernst: „Das wollte ich auch gerade sagen.“ Interessant zu beobachten, dass die Kinder trotz aller moderner Multimediaerfahrung schwer beeindruckt waren, wenn über ihnen der Sternenhimmel wechselte. Als Mond und Sonne aufgingen in der Kuppel in der Turnhalle Breitenhagen, brach regelrechter Jubel aus.
Den Merksatz zur Reihenfolge der Nachbarplaneten der Erde sagten die Kinder im Chor auf, noch bevor Hohenschläger ihn projizieren konnte: „Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere Nachbarplaneten.“ Damit sind Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto gemeint, obwohl der Pluto seit 2006 nicht mehr als Planet gezählt wird.
Als der Mond in voller Schönheit über dem Breitenhagen aufging, jubelten die Kinder vor Begeisterung. © Heyn
Tilo Hohenschläger hat übrigens eine sehr interessante Vita. Als gelernter Krankenpfleger arbeitete er längere Zeit beim einem britischen Unternehmen für Medizintechnik, bis er tatsächlich noch einmal Astrophysik an der Universität Kent studierte und 2013 abschloss. Er gehört zur Geschäftsführung im Bereich der Planetariumsvorführungen von Fulldomedia. Hohenschläger ist auch „Fellow“ der Royal Astronomical Society in Großbritannien und außerdem Mitglied der BIS (British Interplanetary Society), des IOP (Institute of Physics), der GDP (Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien) und der IPS (International Planetarium Society).
Das alles merkte man nicht unbedingt im Kuppelzelt auf dem Breitenhagen, in dem es durch die vielen Kinder nach fünf Minuten gefühlt 30 Grad warm wurde. Der Weltraum-Mann fand genau die richtige Sprache für die Jungen und Mädchen, um mal an der Zeit herumzudrehen: Dann ließ er die Amerikaner zu Mittag essen, die Asiaten frühstücken und die Kinder vom Breitenhagen schlafen.